2005 Die koptischen Textilien
18. Februar bis 21. August 2005
Die koptischen Textilien
Sterne für Kolumba – Teil 8
»Da gibt es Löwen, Panther, Bären und Stiere und Hunde, Wälder und Felsen, Jäger und ganze Naturschildereien der Malerei. Wirklich, man könnte meinen, die Malerei wäre nicht nur dazu da, die Häuser und Wände dieser Menschen zu schmücken, sondern auch ihre Kleider und die Mäntel darüber.« Zur Einfachheit mahnend zeichnet Asterius, Bischof von Amasea, zu Beginn des 5. Jahrhunderts ein eindrückliches Bild von Aufwand und Wirkung der Kleidung seiner Zeitgenossen. Bisweilen sähe man Darstellungen aus den heiligen Geschichten der Evangelien, womit die Träger wohl glaubten, fromm zu sein und sich in gottgefälligen Gewändern zu kleiden. – Auch in der kleinen, doch exquisiten Sammlung koptischer Textilien von Kolumba, die etwa im 3. bis 9. Jahrhundert in Ägypten entstanden, dominieren die der Antike entnommenen figürlichen, pflanzlichen und geometrischen Motive als Schmuck von Tuniken, Decken bzw. Manteltüchern und Kissen und geben damit Einblick in das reiche Bildrepertoire und die Farbigkeit von Kleidung und textiler Wohneinrichtung. Fauna und Flora des Nils, Jagdmotive und Tierkämpfe, auch ein Satyr, Kentauren und Eroten sowie Mänaden und Tänzer aus dem Gefolge des Dionysos liefern die Bildmotive, die aus umfangreichen Szenen isoliert in wiederholender und auch variierender Reihung zu neuen Komposition angeordnet sind. Sie evozieren Bilder einer bukolischen, paradiesischen Idylle mit Vorstellungen von Fülle und Reichtum ebenso wie von der Dramatik der Jagd, des Kampfes wilder Tiere und schließlich von den rauschhaften Umzügen dionysischer Feste. Im Zuge der Grabungen nach pharaonischen Schätzen entdeckte man in Hausverschüttungen und Gräbern jüngere Textilien und andere Gegenstände aus den Jahrhunderten nach der Zeitenwende, die gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu überaus ertragreichen Suchkampagnen in Ägypten führten. Meist zerschnitten die Ausgräber vor Ort bereits die Fundstücke, ließen die ungemusterten, einfarbigen Grundgewebe als uninteressant zurück und beschränkten ihr Sammeln auf die dekorativen Teile. Dieses Vorgehen gibt allen Museumsbeständen koptischer Textilien das charakteristische Erscheinungsbild einer Fragmentensammlung. Umso erfreulicher und ungleich eindrucksvoller ist die Präsenz einer intakten Kinder- und einer Erwachsenentunika sowie eines beidseitig verzierten Kissens im Bestand von Kolumba. Die koptischen Textilien sind – dank der großzügigen Förderung der Renate König-Stiftung – nun vollständig restauriert und wissenschaftlich bearbeitet erstmals ausgestellt.
(Bestandskatalog)
Die koptischen Textilien
Sterne für Kolumba – Teil 8
»Da gibt es Löwen, Panther, Bären und Stiere und Hunde, Wälder und Felsen, Jäger und ganze Naturschildereien der Malerei. Wirklich, man könnte meinen, die Malerei wäre nicht nur dazu da, die Häuser und Wände dieser Menschen zu schmücken, sondern auch ihre Kleider und die Mäntel darüber.« Zur Einfachheit mahnend zeichnet Asterius, Bischof von Amasea, zu Beginn des 5. Jahrhunderts ein eindrückliches Bild von Aufwand und Wirkung der Kleidung seiner Zeitgenossen. Bisweilen sähe man Darstellungen aus den heiligen Geschichten der Evangelien, womit die Träger wohl glaubten, fromm zu sein und sich in gottgefälligen Gewändern zu kleiden. – Auch in der kleinen, doch exquisiten Sammlung koptischer Textilien von Kolumba, die etwa im 3. bis 9. Jahrhundert in Ägypten entstanden, dominieren die der Antike entnommenen figürlichen, pflanzlichen und geometrischen Motive als Schmuck von Tuniken, Decken bzw. Manteltüchern und Kissen und geben damit Einblick in das reiche Bildrepertoire und die Farbigkeit von Kleidung und textiler Wohneinrichtung. Fauna und Flora des Nils, Jagdmotive und Tierkämpfe, auch ein Satyr, Kentauren und Eroten sowie Mänaden und Tänzer aus dem Gefolge des Dionysos liefern die Bildmotive, die aus umfangreichen Szenen isoliert in wiederholender und auch variierender Reihung zu neuen Komposition angeordnet sind. Sie evozieren Bilder einer bukolischen, paradiesischen Idylle mit Vorstellungen von Fülle und Reichtum ebenso wie von der Dramatik der Jagd, des Kampfes wilder Tiere und schließlich von den rauschhaften Umzügen dionysischer Feste. Im Zuge der Grabungen nach pharaonischen Schätzen entdeckte man in Hausverschüttungen und Gräbern jüngere Textilien und andere Gegenstände aus den Jahrhunderten nach der Zeitenwende, die gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu überaus ertragreichen Suchkampagnen in Ägypten führten. Meist zerschnitten die Ausgräber vor Ort bereits die Fundstücke, ließen die ungemusterten, einfarbigen Grundgewebe als uninteressant zurück und beschränkten ihr Sammeln auf die dekorativen Teile. Dieses Vorgehen gibt allen Museumsbeständen koptischer Textilien das charakteristische Erscheinungsbild einer Fragmentensammlung. Umso erfreulicher und ungleich eindrucksvoller ist die Präsenz einer intakten Kinder- und einer Erwachsenentunika sowie eines beidseitig verzierten Kissens im Bestand von Kolumba. Die koptischen Textilien sind – dank der großzügigen Förderung der Renate König-Stiftung – nun vollständig restauriert und wissenschaftlich bearbeitet erstmals ausgestellt.
(Bestandskatalog)