Kolumba
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»Ein halbes Jahr hat Köln jetzt sein neues Erzbischöfliches Diözesanmuseum Kolumba. Über die 'sandsteinfarbene Burg des Erhabenen' (Süddeutsche Zeitung) oder über deren 'Reduktion und Sinnlichkeit' (NZZ) ist alles gesagt und geschrieben worden, und die Begeisterung über Peter Zumthors geniales Bauwerk ist ungebrochen. Für Architekten ist Kolumba eine Pilgerstätte geworden, für Bauherren, Bauämter und Investoren sollte der Besuch des Museumsbaus als Pflicht-Exkursion eingeführt werden, ehe sie einen Wettbewerb ausschreiben oder einen Bauantrag stellen dürften. Utopie? Na gut, dann sollte wenigstens das Buch 'Kolumba. Ein Architekturwettbewerb in Köln 1997' gelesen werden müssen. Denn das Buch hat das Zeug zum ideellen Handbuch gegen die vorherrschende Architekturverschmutzung, weil es alle Vorbereitungen, Überlegungen, Begründungen, Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten des Bauherrn auf dem Weg zu seinem Museumsbau beschreibt. Wie ungewöhnlich man sich solcher Aufgabe nähern kann, zeigt schon die Erklärung des Museumskurators Stefan Kraus, man habe als Leitmotiv für den Architekturwettbewerb ein Kunstwerk gewählt, nämlich Paul Theks 'Portable Ocean'. Denn mit dem blau lackierten Wagen voller Bauklötze, der von einem Schweifstern gezogen wird, sei mehr ausgesagt, als es ein Auslobungstext je gekonnt hätte. In seinem Beitrag 'Über (Um)Wege zum Wettbewerb' beschreibt er, wie die Verantwortlichen sich eine Vorstellung von ihrem Museum gemacht haben. Ihnen sei bewusst gewesen, dass 'der Museumsbau zum Paradestück der zeitgenössischen Architektur' geworden sei, und diese 'Paradestücke' vom "postmodernen Klassiker" von James Stirling in Stuttgart bis zum 'detailverliebten' Carlo-Scarpa-Museum in Verona haben sie sich natürlich angesehen. Sie besuchten Architektur-Kolloquien, in denen sich 'Puristen und Inszenierer' gegenüberstanden und befragten namhafte 32 Künstler, 'welche Eigenschaften braucht eine Architektur, brauchen Räume für Kunst?'. Die Antworten, wie 'Größtmögliche Flexibilität. Null Design' von Max Neuhaus, oder '...Dass die Architekten sich daran erinnern mögen, dass sie ein Museum bauen und ein wenig Platz für die Kunst lassen...' von Emilia & Ilya Kabakov, stehen rot gedruckt neben den bebilderten Fließtexten. Das Kapitel 'Bauplatz' behandelt die Geschichte der Pfarrei St. Kolumba, die Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg, die städtebauliche Chance eines Museums-Neubaus und zeigt Fotos der 'Baustelle' von 1994. Ab Seite 90 geht es um den eigentlichen Architektur-Wettbewerb. Der beginnt mit dem abgedruckten vollständigen Auslobungstext, gefolgt von der Vorstellung der fünf Preisträger-Entwürfe mit Abbildungen und Modellfotos, der Beurteilung des Preisgerichts, Vorstellung der Architekturbüros (Atelier Peter Zumthor, Gigon & Guyer, Petry + Partner, David Chipperfield Architects und Van Berkel & Bos) mit Literaturangaben und Erläuterungen der Architekten zu ihrem Entwurf. Etwas kürzer, aber auch mit Beurteilung und Erklärung, werden die vier Ankäufe vorgestellt, gefolgt von 'Einhundertsiebenundsechzig Entwürfe und ein erster Preis – Das Ergebnis im Überblick', einem Text des Kunsthistorikers Stefan Kraus. Alle eingereichten Entwürfe sind abgebildet, beschriftet mit ihren Verfassern und bis zu welchem der drei Juryrundgänge sie im Rennen waren. Super ist die 16-seitige Chronik am Ende des Buches, die am 10. April 1990 mit der Standortprüfung für einen Neubau beginnt. In kurzen Sätzen werden Besuche von Künstlern wie Richard Serra, Jannis Kounellis oder Roman Opalka vermerkt, die Umsiedlung der auf Kolumba lebenden Katzen in ein Freigehege, Konzerte, Ausstellungen, die Erklärung Gerhard Richters am 14. Februar 1995, er wolle seine Arbeit '18. Oktober 1977' im zukünftigen Museum beheimaten und die Meldung am 7. Juni desselben Jahres, dass Richter das Werk an das MoMa in New York verkauft hat. Am 16. Dezember 1996 wurden die Wettbewerbsunterlagen ausgegeben und am 13. Juni 1997 der Preisträger Peter Zumthor bekannt gegeben. Zehn Jahre hat er bis zur Eröffnung gebaut. Darüber würde man gern ein Fortsetzungsbuch lesen.«(Ingeborg Wiensowski, Handbuch gegen Architektur-Verschmutzung, Spiegel online, 10.3.2008)
 
www.kolumba.de

KOLUMBA :: Kritiken :: Der Spiegel

»Ein halbes Jahr hat Köln jetzt sein neues Erzbischöfliches Diözesanmuseum Kolumba. Über die 'sandsteinfarbene Burg des Erhabenen' (Süddeutsche Zeitung) oder über deren 'Reduktion und Sinnlichkeit' (NZZ) ist alles gesagt und geschrieben worden, und die Begeisterung über Peter Zumthors geniales Bauwerk ist ungebrochen. Für Architekten ist Kolumba eine Pilgerstätte geworden, für Bauherren, Bauämter und Investoren sollte der Besuch des Museumsbaus als Pflicht-Exkursion eingeführt werden, ehe sie einen Wettbewerb ausschreiben oder einen Bauantrag stellen dürften. Utopie? Na gut, dann sollte wenigstens das Buch 'Kolumba. Ein Architekturwettbewerb in Köln 1997' gelesen werden müssen. Denn das Buch hat das Zeug zum ideellen Handbuch gegen die vorherrschende Architekturverschmutzung, weil es alle Vorbereitungen, Überlegungen, Begründungen, Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten des Bauherrn auf dem Weg zu seinem Museumsbau beschreibt. Wie ungewöhnlich man sich solcher Aufgabe nähern kann, zeigt schon die Erklärung des Museumskurators Stefan Kraus, man habe als Leitmotiv für den Architekturwettbewerb ein Kunstwerk gewählt, nämlich Paul Theks 'Portable Ocean'. Denn mit dem blau lackierten Wagen voller Bauklötze, der von einem Schweifstern gezogen wird, sei mehr ausgesagt, als es ein Auslobungstext je gekonnt hätte. In seinem Beitrag 'Über (Um)Wege zum Wettbewerb' beschreibt er, wie die Verantwortlichen sich eine Vorstellung von ihrem Museum gemacht haben. Ihnen sei bewusst gewesen, dass 'der Museumsbau zum Paradestück der zeitgenössischen Architektur' geworden sei, und diese 'Paradestücke' vom "postmodernen Klassiker" von James Stirling in Stuttgart bis zum 'detailverliebten' Carlo-Scarpa-Museum in Verona haben sie sich natürlich angesehen. Sie besuchten Architektur-Kolloquien, in denen sich 'Puristen und Inszenierer' gegenüberstanden und befragten namhafte 32 Künstler, 'welche Eigenschaften braucht eine Architektur, brauchen Räume für Kunst?'. Die Antworten, wie 'Größtmögliche Flexibilität. Null Design' von Max Neuhaus, oder '...Dass die Architekten sich daran erinnern mögen, dass sie ein Museum bauen und ein wenig Platz für die Kunst lassen...' von Emilia & Ilya Kabakov, stehen rot gedruckt neben den bebilderten Fließtexten. Das Kapitel 'Bauplatz' behandelt die Geschichte der Pfarrei St. Kolumba, die Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg, die städtebauliche Chance eines Museums-Neubaus und zeigt Fotos der 'Baustelle' von 1994. Ab Seite 90 geht es um den eigentlichen Architektur-Wettbewerb. Der beginnt mit dem abgedruckten vollständigen Auslobungstext, gefolgt von der Vorstellung der fünf Preisträger-Entwürfe mit Abbildungen und Modellfotos, der Beurteilung des Preisgerichts, Vorstellung der Architekturbüros (Atelier Peter Zumthor, Gigon & Guyer, Petry + Partner, David Chipperfield Architects und Van Berkel & Bos) mit Literaturangaben und Erläuterungen der Architekten zu ihrem Entwurf. Etwas kürzer, aber auch mit Beurteilung und Erklärung, werden die vier Ankäufe vorgestellt, gefolgt von 'Einhundertsiebenundsechzig Entwürfe und ein erster Preis – Das Ergebnis im Überblick', einem Text des Kunsthistorikers Stefan Kraus. Alle eingereichten Entwürfe sind abgebildet, beschriftet mit ihren Verfassern und bis zu welchem der drei Juryrundgänge sie im Rennen waren. Super ist die 16-seitige Chronik am Ende des Buches, die am 10. April 1990 mit der Standortprüfung für einen Neubau beginnt. In kurzen Sätzen werden Besuche von Künstlern wie Richard Serra, Jannis Kounellis oder Roman Opalka vermerkt, die Umsiedlung der auf Kolumba lebenden Katzen in ein Freigehege, Konzerte, Ausstellungen, die Erklärung Gerhard Richters am 14. Februar 1995, er wolle seine Arbeit '18. Oktober 1977' im zukünftigen Museum beheimaten und die Meldung am 7. Juni desselben Jahres, dass Richter das Werk an das MoMa in New York verkauft hat. Am 16. Dezember 1996 wurden die Wettbewerbsunterlagen ausgegeben und am 13. Juni 1997 der Preisträger Peter Zumthor bekannt gegeben. Zehn Jahre hat er bis zur Eröffnung gebaut. Darüber würde man gern ein Fortsetzungsbuch lesen.«(Ingeborg Wiensowski, Handbuch gegen Architektur-Verschmutzung, Spiegel online, 10.3.2008)